Project Description
Über Steine und Geologie
Was lange Zeit ein Buch mit sieben Siegeln und für unsere Vorfahren bizarre Erscheinungen in Fels und Stein, enträtselte die Wissenschaft und förderte Erkenntnisse über längst vergangene Epochen unserer Erde zutage.
So eröffnet uns heute eine facettenreiche Palette an geologischen Phänomenen spannende Einblicke in den Ursprung und Aufbau des Berges, in die Entfaltung der Landschaft, in den Reichtum versunkener Lebenswelten.
Was nun die Gegend von Lech, lag einst in Äquatornähe.
Wo heute alpines Gelände, tummelten sich in Vorzeiten Muscheln und urzeitliche “Tintenfische”.
Was einst unter tiefblauem Wasser ruhte, erhob sich zum imposanten Gipfel.
Olaf Sailer
Roter Wand 2.704 m – Lechquellgebiet
Die geologischen Schichten am Beispiel der Roten Wand
Den Stein ins Rollen bringen …
Hauptdolomit
Entstanden vor ca. 220 Mil. Jahren in Equatornähe (heutiger persischer Golf), aride Hitze, Schelf- Gezeiten- oder Flachmeer. Kalkausfällung, durch Stromatholiten (Algen- Bakteriennmatten) wurde zusätzlich Magnesium ausgefällt = Kalzium- Magnesiumkarbonat, besser bekannt als Dolomit. Die meisten Berggipfel rund um Lech sind Hauptdolomit, gut zu erkennen an dem brüchigen Gestein, welche Schutthalden bilden, z.B. Rüfispitze, Mohnenfluh, Mehlsack, Braunarlspitze, etc.
Plattenkalk
… ist das jüngste Dolomitsediment, und besteht aus grauen und gelben Schichten.
Diese gelben Lagen enthalten einen höheren Anteil an Dolomit. Der Wechsel von gelben Lagen zu grauen Lagen tritt zyklisch auf und gilt daher als Hinweis für Meeresspiegelschwankungen. Die gelben Lagen entstanden, als der Meeresspiegel tiefer lag und Gezeitenablagerungen dolomitisiert wurden, die grauen Lagen entstanden, als bei höherem Meeresspiegel die Gezeitenebenen überschwemmt wurden. Besonders gut zu sehen ist der Plattenkalk am Geoweg Rüfikopf.
Kössener Schichten
… lässt sich ein wiederholter Wechsel des Gesteinstyps beobachten. So wird die Abfolge der dunklen Lagen immer wieder von muschel- und korallenhaltigen Kalkbänken unterbrochen. Diese Schichten sind landschaftsbildend, weil die schiefrigen Lagen schneller erodieren, wie z.B. Rossgraben am Rüfikopf, Madlochjoch, schwarze Furka, etc.
Rhätoliaskalk
Flaches tiefblaues Meer war teilweise kolonisiert von Megalodonten (Kuhtrittmuscheln), Korallen und Seelilien, die nach dem Absterben zusammen mit dem Kalkschlamm massive Kalkbänke bildeten. Der Fels ist sehr kompakt und sind daher unsere Kletterfelsen, wie z.B. der untere Teil der Roten Wand, Klettergarten bei der Ravensburger Hütte oder am Rüfikopf und die berühmten Spullerplatten am Spullersee. Beeinträchtigt wird der Fels durch natürliche Säuren, welche im Laufe der Jahrtausende durch den Lösungsprozess Rillen und Spalten gebildet haben, – Karst. Besonders schön zu sehen am Steinernen Meer im Lechquellgebiet.
Darstellung: Bildung von Brekzien
Durch die enormen Kräfte während des Auseinanderbrechens der Kontinente entstanden im Meeresboden Risse und Spalten, die
in der Folge von Bruchstücken des bereits verfestigten Kalkschlammes und dem frischen roten Sediment verfüllt wurden. Außerdem lassen sich in diesen Spaltenfüllungen vereinzelt Bruchstücke von Ammoniten oder Seelilien finden.
Färbung durch Oxidation im Meer – der Rote Liaskalk
Der Rote Liaskalk, wie wir ihn als Spaltenfüllung angetroffen haben, entstand in der frühen Jurazeit (Lias) auf einer der zuvor angesprochenen Schwellenzonen in einigen hundert Metern Wassertiefe. Im Gegensatz zu den Kössener Schichten und dem Rhätoliaskalk stammt er somit aus einem Meeresbereich weit unterhalb der Eindringtiefe des Sonnenlichtes und fernab von jeglichen Einflüssen des Festlandes. Neben der geringen Primärproduktion (Produktion von Biomasse durch Organismen mittels Licht) in diesem offen marinen Milieu herrschten vermutlich auch stärkere Strömungen auf den Schwellen. Beide Faktoren führten dazu, dass die Sedimentation nur sehr langsam vor sich ging. Durch die geringe Sedimentationsrate, sprich geringere Mengen an sich ablagerndem Material über einen gewissen Zeitraum, konnte das Sediment an der Oberfläche des Meeresbodens mit dem Wasser reagieren – das Eisen oxidierte mit Hilfe des Sauerstoffs im Wasser und das Sediment färbte sich rot.
Radiolarit
Der Radiolarit ist der einzige wahre Kieselstein der Alpen, den er besteht aus Kieselsäure, welches das Skelett der einzelligen mikroskopisch kleinen Radiolarien war. Es ist ein Tiefen Zeiger im Meer dessen Sediment zwischen 2000 und 4000 Meter abgelagert wurde. Der Stein ist vom Härtegrad härter als wie Eisen, eng zerklüftet, ist nicht leicht zu zerbrechen und dennoch spröde und zerbricht scharfkantig und wurde in der Steinzeit von den Menschen als Schneidewerkzeug und Pfeilspitzen verwendet. Zu sehen am Formaletsch und der Roten Wand als dunkelroter Streifen.